Bernds Blick von oben #2 „Ich kenne kaum noch die Namen“

Ich kenne kaum noch die Namen

In der schillernden Arena der Unternehmensführung, dort, wo das weiche Licht der Profitabilität auf den glänzenden Oberflächen der Innovation reflektiert, bedarf es einer klaren Vision. In diesen bewegten Zeiten, in denen die Dynamiken von Mitarbeitern, Prozessen und Marktveränderungen wie die Wellen eines Ozeans an uns herantreten, ist es unabdingbar, das Wachstum nicht nur zu fördern, sondern proaktiv zu managen. Denn wir sind nicht nur Manager von Zeit und Raum, sondern auch Architekten des zukünftigen Erfolgs. Die Mitarbeiter neu auszurichten, das untapped Potential zu mobilisieren – das ist das Ziel, das wir mit den strategischen Initiativen verwirklichen.

Doch manchmal wird man in diesem Tempel der Effizienz von der eigenen Agenda übermannt.

Während ich mir Gedanken über die dynamische Umstrukturierung des Teams mache, kommt der Moment, in dem ich vor dem Konferenztisch sitze und das hielt, was als „Kennenlern-Runde“ deklariert wurde. Es geschah an einem jener hektischen Tage, an denen die Namen und Gesichter wie ein Kaleidoskop vorüberziehen. Blinkend und schillernd. Und dann, der Schock: Ich konnte kaum noch die Namen.

Das ist Sarah“ – ich war mir sicher, dass es Sarah war. Aber dann ploppte eine kleine, nagende Frage auf:

War sie nicht die, die im Marketing war?

Oder war das ein anderer?

Irgendwo sättigte sich das Gefühl der Scham, als ich die aufmerksamen Blicke meiner neuen Mitarbeiter bemerkte.

Und dann, während ich durch die Gesichter blickte – Franzi, die mit einem strahlenden Lächeln die neue Feelgood-Philosophie propagiert, Mike, der in der Ecke steht und alles mit einer stoischen Gelassenheit beobachtet, und Torben, dessen ironische Bemerkungen jeden Raum beleben – spürte ich, dass ich mich selbst entfernt hatte.

Die strategischen Überlegungen hatten wie eine unsichtbare Mauer gewirkt und mich in eine kühlere Sphäre der Entscheidungsfindung verbannt.

Wie sehr ich mich nach den wirklich menschlichen Interaktionen sehne, den kleinen Momenten, die das Team zusammenhalten. Ein einfaches „Wie war dein Wochenende?“ reicht oft aus, um die Distanz zwischen den hochgesteckten Zielen und der menschlichen Verbindung zu überbrücken.

Mike sah mich heute mit einem Blick an, der mir sagte: „Verstehst du das überhaupt noch?“ Ein Nicken, ein kurzer Moment des Schweigens, und doch verstand ich mehr als Worte ausdrücken könnten. Aber es war nicht genug.

Die ungeschriebene Regel des „Wachstums“ hat ihren Preis, meine Entfremdung zu den Menschen, die das Unternehmen jeden Tag am Laufen halten, fällt schwerer zu tragen. Die Neuen, die wir eingestellt haben, bringen frischen Wind – aber sie sind auch nur Schatten in einem Raum, in dem ich nicht mehr sicher bin, ob ich dazugehörig bin.

Vielleicht läuft es darauf hinaus, dass wir nicht nur Zahlen und Statistiken managen, sondern auch Herzen und Gedanken.

Ja, das Wachstum ist wichtig. Aber dürfen wir dabei die Namen vergessen?

Vielleicht ist es an der Zeit, die Strategie mit einem humanitären Ansatz zu überdenken.

Denn am Ende – vielleicht ist Nähe die nachhaltigste Strategie, die wir gegen die Entfremdung ins Feld führen könnten.

RaySumeragi
RaySumeragi
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